Münster, im Juli 2006 

EDITORIAL


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Sehr geehrte Mitglieder und Interessenten am SGdS,

         in dieser Form wurden Sie über Jahre hinweg von den Initiatoren und Koordinatoren des Studienkreises ‘Geschichte der Sprachwissenschaft’ (SGdS), von Klaus D. Dutz und Peter Schmitter begrüßt; zunächst in der gredruckten Version des Rundbriefs dann, seit Oktober 1998, an dieser Stelle im Internet. — Die Form soll die gleiche bleiben, der 'Absender' mußte sich ändern. Viele von Ihnen sind sicherlich bereits informiert

Am 25. März 2006 verstarb Klaus D. Dutz in Münster, ihm folgte wenige Wochen später, am 12. Juni 2006, Peter Schmitter in Seoul (siehe "Jahrestage und andere Koinzidenzen"). — Hier finden Sie nunmehr den 'neuen' Rundbrief N° 35 (2006), der auch »weiterhin zur ausführlichen Information zwischen allen an der Historiographie der Linguistik und interdiziplinär Interessierten beitragen« soll.

Ganz unter dem Eindruck dieser Ereignisse fand am 28.-30. Juni 2006 das diesjährige XVIII. internationale SGdS-Kolloquium in Leiden (NL) statt, die Organisation lag diesmals bei Els Elffers, Jan Noordegraaf, Peter Schmitter und Marijke van der Wal. Die Vorträge zahlreicher, auch jüngerer Kollegen zeigte, wie lebendig das Interesse an der "Geschichte und der Geschichtsschreibung der Sprachwissenschaft", ihrem Inhalt und ihrer Methode ist. — Die Veranstaltungsübersicht finden Sie bislang noch unter |––»Tagungen des SGdS/Leiden.
Das Kolloquium war unter das Motto "Historiography of Linguistics in the 21st Century: Challenges and Perspectives" gestellt worden — im nachhinein ein von der Zeit (der Geschichte?) tragisch bestätigtes und eingeholtes Thema, das unter den gegebenen Umständen den Charakter des Kolloquiums als eine Schaltstelle zwischen dem 'Alten' und 'Neuen' bezeichnete.

Was hat sich geändert? Hat sich überhaupt etwas geändert? Ja — aber dennoch ist alles nahezu 'beim Alten' geblieben (vgl. auch |––»Chronik):
Den SGdS wird es weiterhin geben, die jährlichen internationalen Kolloquien werden weiterhin stattfinden — das nächste, das XIX. Jahrestreffen, am 18.-22. Juli 2007 in Helsinki (FIN); wie geplant übernimmt Aino Kärnä die Organisation 'vor Ort' (|––»Tagungen des SGdS/Helsinki). — Auch die Veranstaltung thematisch ausgerichteter Treffen im Namen des SGdS mit Mitgliedern und auch anderen inhaltlich Interessierten ist weiterhin möglich — je nach Engagement und Interesse des Einen oder des Anderen. — Informations- und Koordinationstelle bleibt, nach wie vor, Münster (BRD). Für Ihre Anfragen und Nachrichten können Sie also wie gewohnt die unten stehende |––»Kontakt-/Redaktionsadresse«––| benutzen. Vorschläge und Anregungen sind herzlich willkommen, denn der Rundbrief bleibt als Informationsorgan erhalten, auch wenn er unter den veränderten Voraussetzungen wohl nicht in dem gewohnten Rhythmus und in gewohntem Umfang akualisiert werden kann. Gerne greife ich an dieser Stelle daher den Appell meiner Vorgänger auf, der heute noch wichtiger geworden ist als zuvor:

»Die Effektivität dieser WebSite und des Rundbriefs ist im wesentlichen von der Mitarbeit aller Interessierten, vor allem der SGdS-Mitglieder abhängig. Wir freuen uns über jede Nachricht oder über Hintergrundinformationen, die wir nicht selbst recherchieren müssen und hoffen hiermit auch teilweise auftretenden 'Ermüdungserscheinungen' vorbeugen zu können.«

Ein vielfach geforderter Informations'austausch' bedeutet eben ein Geben und Nehmen.


morgen ist heute schon gestern — oder:
Gegenwart ist (nur?) der Übergang von Vergangenheit zur Zukunft

Klaus D. Dutz und Peter Schmitter — ihr Tod setzt der aktiven Teilnahme und Gestaltung ihrer Interessenbereiche, die über die Geschichtsschreibung der Sprachwissenschaft hinausgingen, ein Ende; durch ihren Tod sind beide nunmehr Teil der Vergangenheit und somit, anders als zuvor, zum möglichen 'Gegenstand der Forschung' geworden. Nachrufe werden in unterschiedlichen wissenschaftlichen Zeitschriften erscheinen; genauere Angaben folgen in Kürze.

»Fortschritt und Verlust« war ein Topos in Peter Schmitters historiographischer Beschäftigung — mit Augenzwinkern führte Klaus D. Dutz einen Johann Jakob Feinhals (1702-1769) in die Historiographie der Sprachwissenschaft ein, um daran methodologische Fragestellungen zu verdeutlichen — ich selbst titelte einmal (in Auseinandersetzung mit dem Ojektivitätsverständnis in der Linguistik): »In Wirklichkeit war alles anders ...«. — Viele Themen und Aspekte, Theorien, Personen und Inhalte wurden in den vergangen Jahren behandelt, diskutiert, verworfen, erneut aufgenommen (vgl. |––»Veranstaltungsinhalte): Von engagierten und interessierten, neugierigen Menschen, Teilnehmern einer ‘scientific community’ im Peirce'schen Sinn, die ein Thema zu 'ihrem' machten und im Diskurs nicht nur 'ihr Gebiet' gestalteten, sondern es auch gleichsam schufen.

Der SGdS entstand im Geiste der 70er und 80er Jahre, ja, des vorigen Jahhunderts: Freude an Diskussion und Austausch waren wichtiger als der Rahmen, in dem sie stattfanden, der Gedanke, Inhalt sei wichtiger als 'Repräsentation' prägte viele Treffen; an manchen kann man auch den Wandel ablesen, dem diese Idee unterworfen war. 'Wandel' ist zunächst wertfrei, aber: was 'Geschichte der Sprachwissenschaft' ist oder sein wird, wie sie 'geschrieben wurde' oder fürderhin 'geschrieben wird' obliegt den Beteiligten. Hierin liegt das 'Alte' und das 'Neue'.

Niemand stirbt so ganz — so möchte ich das Editorial dieses ersten 'alten' und 'neuen' Rundbriefs schließen und einen sehr zeitgemäßen Gedanken aufgreifen, den Gottfried Wilhelm Leibniz im Februar 1678 — Cicero, De oratore I,1,1 paraphrasierend — notierte:

»cum dignitate otium, hoc est quod quaerimus« (A VI.4, 2731).

Mit freundlichen Grüßen                                                               Angelika Rüter



 Angelika Rüter

 c/o Nodus Publikationen – Klaus D. Dutz
 Lingener Str. 7 // D–48155 Münster
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 Tel.: +49–[0]251–  6.55.14
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 eMail: nodus@elverdissen.de
 eMail: info@sgds.de


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Rundbrief Studienkreis Geschichte der Sprachwissenschaft (ISSN 0938-0361): 35/2006 – Editorial
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